Große Unternehmen, großer Einfluss! Die zunehmende Monopolbildung multinationaler Unternehmen

In einer Oxfamstudie aus dem Jahr 2015 heißt es, dass die 85 reichsten Menschen 50% des weltweiten Besitzes unter sich aufteilen. In anderen Worten besitzen 85 Menschen so viel wie die 3,5 Milliarden Menschen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung. Diese Zahlen sind mittlerweile weit bekannt, jedoch ist die Besitzschere so groß geworden, dass sie für uns nur noch schwer fassbar ist. Und dennoch müssen wir versuchen die Zahlen und ihre Hintergründe zu verstehen, wenn uns weiterhin an einer demokratischen und gerechten Welt gelegen ist.

Vielfach wird die Globalisierung für das immer stärkere Auseinanderklaffen der Einkommen verantwortlich gemacht. Eric Posner und Glen Weyl sehen dagegen die gestiegene Macht von Unternehmen als zentralen Verursacher. Macht, die aus Marktkonzentration, d.h. Oligopolen und Monopolen, resultiert und nicht nur ökonomische, sondern auch politische Macht ist (New York Times 2018). Natürlich hängt die Entstehung transnationaler Oligopole und Monopole auch mit den meist mit dem Begriff der Globalisierung verbundenen Liberalisierungstendenzen zusammen. Aber ein Fokus auf die Macht der Unternehmen erlaubt konkretere Nachfragen als ein Verweis auf etwas so Abstraktes wie Globalisierung. Sie lenkt unseren Blick auf die Bestrebungen von Unternehmen, diese Macht auszuweiten und stellt den Bezug her zur immer größer werdenden Besitzschere. Denn das Machtungleichgewicht führt dazu, dass vor allem die Mächtigen von politischen Entscheidungen profitieren. Gleichzeitig führt die stark ungleiche Verteilung im Besitz zu einer weiteren Verschiebung der Machtverhältnisse in unserer Gesellschaft zu Gunsten eben dieser Wenigen, die mit ihren monopolähnlichen Stellungen die weltweiten politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen beeinflussen (siehe Gute Interessenvertretung, schlechtes Lobbying? Über die ausufernde Einflussnahme mächtiger Akteure.).

Marktmacht durch Übernahmen und Fusionen

Unter den 85 Top-Besitzern und Besitzerinnen finden sich auch die Gründer und Firmenchefs der sogenannten GAFA-Unternehmen: Google, Amazon, Facebook und Apple. Vier Unternehmen, die beispielhaft für die zunehmende Machtansammlung auf Unternehmensseite stehen. Seit einigen Jahren führt Google, das jetzt Teil des Mutterkonzerns Alphabet ist, ähnlich wie Facebook eine Aufkaufpolitik anderer Technologiekonzerne. So weitete sich Facebook beispielsweise zum kompletten „sozialen Dienstleister“ durch den Aufkauf der Nachrichten-App Whatsapp und den Konkurrenten Instagram aus und Google „schluckte“ u.a. zu einem frühen Zeitpunkt das Videoportal „Youtube“ und die Navigationssoftware „Waze“. Die Strategie des Einkaufens in fremde Unternehmen oder gar der Übernahme reicht bereits einige Jahrzehnte zurück. So begannen beispielsweise die Investmentunternehmen BlackRock und Vanguard bereits in den 1970er Jahren Anteile einer Vielzahl von großen Unternehmen, u.a. in der Flugbranche, zu erwerben und sich so marktwirtschaftlichen Einfluss zu sichern.

Konsequenzen der Marktmacht

Darüber hinaus begannen Unternehmen sich zusammenzuschließen, um so den Arbeitsmarkt stärker zu kontrollieren und die Löhne anteilig an den Produktionskosten möglichst niedrig halten zu können. Somit wurde gleichzeitig die Konkurrenz am Markt klein gehalten und das wirtschaftliche Gewicht nahm zu. Im Wesentlichen besteht diese Strategie in der Kontrolle des Marktes daher im Zusammenschluss, der Fusionierung der Unternehmen. Ein prominentes Beispiel für diese Strategie der Marktbehauptung lässt sich momentan an der Fusion des deutschen Pharma-Unternehmens Bayer und des amerikanischen Saatgutherstellers Monsanto in einem sowieso schon oligopolistischen Markt beobachten. Durch den Kauf Monsantos schaltet Bayer nicht nur einen der wenigen direkten Mitbewerber auf dem Saatgut-Markt aus, sondern stärkt auch seine politische Position zum Beispiel bei zukünftigen Verhandlungen über das Verbot von genmanipulierten Pflanzen in der EU.

Marktmacht und politische Meinungsbildung

Aus demokratischer Sicht wird gleichzeitig die politische Meinungsbildung kanalisiert. Die großen Unterschiede in finanziellen Ressourcen schlagen sich auch in einem entsprechenden Ungleichgewicht in der medialen Darstellung wieder. Die zunehmende Ausweitung durch Google und Facebook auf das soziale Leben führt darüber hinaus dazu, dass zwangsläufig jegliche Form von politischen Debatten noch stärker über die Netzwerke der Silicon Valley-Unternehmen laufen und riesige Datenansammlungen entstehen. Sie werden vermehrt zu den Marktplätzen der digitalen Welt. Und auch in der analogen Welt wächst durch das weitgespannte Netzwerk der Einfluss auf die politischen Entscheidungen. Längst sind beispielsweise Amazon und Apple in der Lage auf die Steuerpolitiken europäischer Länder, wie Irland und Luxemburg Einfluss zu nehmen, da ihre Stellung in der internationalen Wirtschaft zu bedeutend und ihre betriebliche Vernetzung allumgreifend geworden ist. Was also tun gegen die aus der Kapitalkonzentration resultierende Macht von Unternehmen und insbesondere gegen das GAFA-Monopol?

Eric Posner und Glen Weyl argumentieren überzeugend, dass wir alle und insbesondere Aufsichtsbehörden und Kartellämter Fusionen und Monopolbildungen sehr viel mehr Aufmerksamkeit schenken und sie viel strikter begrenzen müssen. Im Fall des GAFA-Monopols muss im Interesse der Demokratie letztendlich auch eine eventuelle Zerschlagung diskutierbar sein (siehe auch Scott Galloway („The Four“)).

 

Zum Weiterlesen:

Baltzter, Sebastian. 2018. Es gibt ein Leben ohne Facebook. Faz.net. http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/diginomics/gafa-oekonomie-es-gibt-ein-leben-ohne-facebook-15442198.html

Blank, Julian (2017). World Inequalite Report 2018. Verteilungsfrage.org. http://verteilungsfrage.org/2017/12/world-inequality-report-2018/

Münkler, Herfried. 2017. Partizipation versus Wohlstand. Ndr.de. https://www.ndr.de/kultur/gedankenzurzeit1064_page-1.html

Obertreis, Rolf. 2018. Oxfam-Studie: Soziale Ungleichheit nimmt weltweit drastisch zu. Tagesspiegel.de. https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/oxfam-studie-soziale-ungleichheit-nimmt-weltweit-drastisch-zu/20871368.html

Posner, E. A., & Weyl, E. G. (2018). Radical Markets: Uprooting Capitalism and Democracy for a Just Society. Princeton University Press.

 

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