Bald stehen sie wieder direkt vor unserer Nase: Nordmanntannen, Blaufichten oder Edeltannen, die als Weihnachtsbäume unsere Wohnzimmer verzieren. Dabei gerät schnell in Vergessenheit, dass Bäume vielmehr sind als ein bloßes Schmuckstück der Weihnachtszeit, Brennholz oder Möbelstück. In seinem Buch „das geheime Leben der Bäume“ nimmt Peter Wohlleben uns mit auf eine Entdeckungsreise durch den Wald und rückt die Bäume in ein neues Licht, indem wir sie mehr wertzuschätzen lernen. Der Förster aus der Eifel stellt mit jedem seiner Kapitel – ob zur Liebe, Baumknigge oder der Sprache der Bäume – unser Verhältnis zu Bäumen auf den Kopf. Er plädiert dafür, dass wir Bäume nicht mehr als Sache wahrnehmen, sondern als komplexe Lebewesen. Er erklärt das liebevolle Zusammenspiel zwischen Bäumen und ihren Kindern, die noch über ihren Tod hinweg ihre Schützlinge mit Nährstoffen und Wasser versorgen. Gerade im Wahn des Weihnachtsbaumkaufs regt dieses Buch zum Nachdenken an und hinterfragt den oftmals leichtfertigen Umgang mit dem „Rohstoff“ Baum: Wenn schon der Abbruch eines Astes für einen Baum jahrelangen Kampf gegen Eindringlinge bedeutet, was ist dann von der konventionellen Forstwirtschaft, Holzindustrie und nicht zuletzt Weihnachtsbaumzucht zu halten? In der Realität gehören schwere Maschinen und Monokulturen zur Alltagspraxis in Mitteleuropa. Dabei werden tagtäglich Kollateralschäden an den feinen dichten Bodenstrukturen verursacht, die die Grundlage eines jeden intakten und resilienten Waldes darstellen. Die Pilzstrukturen im Boden sind das Sprachrohr und der Transportweg der Bäume. Mit diesem Blick auf den Wald, seine Unterwelt oder seine essentielle Rolle bei der Regulierung von Niederschlägen und des Co2 Haushalts trägt Wohlleben dazu bei, Wälder weniger als Holzfabriken und Rohstofflager wahrzunehmen, sondern als komplexen Lebensraum (vgl. Wohlleben 2015: 217).
Wohlleben, Peter (2015): Das geheime Leben der Bäume. Was sie fühlen, wie sie kommunizieren – die Entdeckung einer verborgenen Welt. Ludwig Verlag: München