Was Rentiere mit Bonn zu tun haben

Nur wenige kennen ihn nicht: Rentier Rudolf mit der roten Nase – ein liebgewonnener Begleiter in der Weihnachtszeit. Rudolf entstammt einer Weihnachtsgeschichte von Robert May (1939). Darin ist er eines von neun Rentieren, die den Schlitten des Weihnachtsmannes ziehen. Einzigartig macht ihn seine rote Nase, mit der er wie ein Nebelscheinwerfer für bessere Sicht sorgt und den Weihnachtsmann selbst bei Schlechtwetter-Verhältnissen sicher zum nächsten Schornstein bringt. Auf das weihnachtliche Schlechtwetter, das hier für gewöhnlich mit kalten Winden, glatten Straßen oder gefährlichen Schneegestöbern einhergeht, würde man gerne verzichten. Die milderen Winter, die auf Grund des fortschreitenden Klimawandels vermehrt auftreten, werden daher zu Weilen als eines der wenigen „angenehmen“ durch den Klimawandel verursachten Übel betrachtet.

Im Gegensatz dazu geben Nachrichten über ungewöhnlich milde Temperaturen zum Beispiel in Sibirien Anlass zur Sorge: Sie waren zuletzt Grund für den Ausbruch eines Milzbrand-Erregers in einer Rentierpopulation. Die Sporen des Erregers hatten sich zuvor jahrzehntelang im Permafrostboden befunden, wo sie nicht aktiv werden konnten. Über die Rentierherden infizierten sich ebenfalls einige Rentier-Hirten, die wiederum weitere Menschen ansteckten. Und das ist natürlich nur ein Beispiel der Risiken des Klimawandels.

Insofern passt es, dass sich vor kurzem Delegationen aus aller Welt auf einer weiteren Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Bonn getroffen haben. 22.000 Teilnehmer waren aus aller Welt angereist, um die Umsetzung des 2015 verabschiedeten Klimaabkommens von Paris zu konkretisieren. Zudem hatten unterschiedliche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft die Möglichkeit, ihre eigenen Klimaschutzprojekte vorzustellen, um zu zeigen, was alles gegen den Klimawandel getan werden kann. Auch Frau Merkel sprach beim Klima von einer „Schicksalsfrage“ und bekräftigte: „Deshalb muss von dieser Konferenz ein Signal der Ernsthaftigkeit ausgehen, dass wir das Pariser Abkommen als Anfang sehen und dass die Arbeit damit erst richtig losgegangen ist.“.

Die Bonner Resultate sind jedoch leider ernüchternd. Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie attestiert „diplomatische Pflicht ohne politische Kür“ und sieht noch ein erhebliches Maß an Arbeit auf die Beteiligten zukommen. Denn da es letztendlich nicht möglich war, sich auf konkrete Maßnahmen für alle zu einigen, bleibt es schwierig, das Pariser Klimaabkommen in die Realität umzusetzen. Sabine Minninger von Brot für die Welt merkt zudem an, dass gerade die kleinen Inselstaaten, die besonders stark von der Klimaerwärmung bedroht sind, bei den Verhandlungen von den großen Staaten „unter den Tisch verhandelt wurden“. Der WWF kann zwar einzelne Erfolge erkennen, weist jedoch darauf hin, dass die Treibhausgasemissionen im Jahr 2017 wieder gestiegen sind und nur eine starke Verringerung der Emissionen in den nächsten Jahren eine Trendwende einleiten kann, oder wie es Georg Ehring beim Deutschlandfunk formuliert: „Der Bonner Klimagipfel hat die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Klimaschutz etwas kleiner gemacht, geschlossen ist sie noch lange nicht.“

Mit anderen Worten: es bleibt matschig in Sibirien.

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