Filmtipp: “Wackersdorf”- Die Anfänge des Widerstands

Großer Unmut herrscht im Landkreis Schwandendorf in der Oberpfalz zu Beginn der 1980er Jahre, denn die Arbeitslosenzahlen steigen, wenig Besserung ist in Sicht und die Durchhalteparolen des verzweifelten Landrats Hans Schuirer (Johannes Zeiler) werden immer kläglicher. Doch dann kommt seltener Besuch aus München und mit im Gepäck sind, neben der obligatorischen Weißwurst, endlich gute Neuigkeiten. Die CSU plant eine Wiederaufbereitungsanlage für Atommüll (WAA) im Landkreis – genauer in Wackersdorf. Schuirer ist erleichtert: 3000 Arbeitsplätze für die Region und der lang ersehnte wirtschaftliche Aufschwung werden ihm da versprochen, und so beginnt er im Landkreis für die Anlage zu werben.

Doch bald schon formiert sich eine Bürgerinitiative gegen das Vorhaben und auch Schuirer selbst beginnt an der Anlage zu zweifeln. Er beschließt die notwendige Unterschrift unter der Baugenehmigung zu verweigern und stellt sich damit gegen die Landesregierung, was den Beginn eines jahrelangen Protests markiert.

„Wackersdorf“ dominierte die Umweltbewegung der Bundesrepublik in den 1980er Jahren und verfilmt damit ein Stück Zeitgeschichte. Im Mittelpunkt steht der Landrat und seine Rolle im aufkeimenden Widerstand. Die Erzählung nimmt sich viel Zeit, um die Veränderung in Schuirers Einstellung nachzuzeichnen. So wird durch den Film kein Held erschaffen, sondern ein zurückhaltender Mensch gezeigt, dem der Umweltaktivismus eher fremd ist, der Politik lieber hinter seinem wuchtigen Schreibtisch in einem holzvertäfeltem Büro betreibt und Aktionen auf der Straße mit Skepsis betrachtet. Neblige Landschaftsaufnahmen der verschlafenen Oberpfalz, die eher den Eindruck eines gemächlichen Heimatfilms erwecken, werden abgelöst von originalen Filmaufnahmen, die die bürgerkriegsähnlichen Zustände am Bauzaun der WAA eindrucksvoll darstellen. Dadurch entwickelt der Film von Regisseur Oliver Haffner eine eindringliche Aktualität und zieht, vielleicht auch unbewusst, Parallelen zu aktuellen Umweltprotesten. Gerade deshalb verbleibt eine nachdenkliche Note und ein kritischer Blick auf die heutige Situation: Wackersdorf ist aktueller denn je!