Heute schon das Türchen im Schokoadventskalender geöffnet?

Ob im Adventskalender, auf dem Keksteller oder als heißes Getränk, Schokolade gehört zur Weihnachtszeit dazu. Jede bzw. jeder Deutsche (und dazu zähle sicher auch ich) isst im Durchschnitt jedes Jahr 11 kg an Schokolade und andere Produkte, die Kakao enthalten (Südwind Institut 2011). Dabei wird der größte Anteil der Kakaobohnen von Kleinbauern und -bäuerinnen produziert (etwa 90 % der weltweiten Erntemenge) (Vgl.). Doch in den seltensten Fällen landen ihre Erzeugnisse direkt bei uns. Die AnbauerInnen verkaufen die Bohnen zur Weiterverarbeitung an Zwischenhändler, diese verkaufen ihre Produkte wiederum an weitere Zwischenhändler bis sie aufgrund des geringen Weltmarktpreises günstig im Handel und schließlich bei uns KonsumentInnen landen. Andersherum verhält es sich mit dem Erlös: nur ein kleiner Teil landet am Ende wieder bei den Kleinbauern und -bäuerinnen, sodass viele von ihnen in bitterer Armut leben und ihre Kinder, statt zur Schule zu gehen, auf den Plantagen mithelfen müssen. Der Kakaomarkt, so wie er derzeit ausgestaltet ist, trägt somit zur Verletzung von Menschenrechten bei. Und auch unter Umweltaspekten ist Kakao nicht unproblematisch. Da nur in dem Gebiet um den Äquator die klimatischen Bedingungen für den Anbau der Kakaobohne vorhanden sind, trug und trägt er zur Abholzung des Regenwaldes bei.

Der Konsum von Schokolade und anderen Kakaoprodukten ist ethisch insofern nicht unproblematisch. Trotzdem gehört Genuss zu der Vorfreude auf Weihnachten dazu. Ein erster Schritt zur Auflösung des Dilemmas liefern Zertifikate: sie machen Lieferketten transparent und einige Bio-Zertifikate wie Naturland und Demeter haben Sozialvorlagen in ihren Standards verankert. Dennoch tragen auch sie in der Regel nicht zu einem ausreichenden Einkommen für die Bäuerinnen und Bauern bei. Ebenso wenig darf davon ausgegangen werden, dass ein nachhaltiger Anbau per se ein Kriterium für konventionelle Zertifikate darstellt. Es gibt aber auch gut Projektbeispiele, in denen die jeweiligen Produkte direkt bezogen werden oder zur Aufforstung beitragen.

Sich über die Produkte, die wir konsumieren, Gedanken zu machen ist wichtig. Doch ist es kaum möglich, über jedes einzelne Produkt ausgiebige Recherchen durchzuführen. Eine nachhaltige Alternative für uns KonsumentInnen kann von daher eine strukturelle Veränderung sein, indem man sich politisch für ein bindendes globales Lieferkettengesetz einsetzt, das Unternehmen verpflichtet, über den gesamten Produktionsweg Menschenrechte einzuhalten.