Leseempfehlung: Smarte Grüne Welt?

Das Internet ist längst fester Bestandteil unseres Alltags –  nicht nur, aber sicherlich auch zu Weihnachten. Ob wir online Geschenke kaufen, Weihnachtsgrüße versenden oder, wie hier, weihnachtlichen Content konsumieren: Wir sind stets vernetzt.

Das Buch „Smarte Grüne Welt“ von Steffen Lange und Tilman Santarius versucht sich daran den „Megatrend Digitalisierung“ mit der „Megaherausforderung des nachhaltigen gesellschaftlichen Wandels“ zu verknüpfen. Können die Umwälzungen in Arbeitswelt, Konsum, Kommunikation etc. positive Wirkungen für unsere Gesellschaften und unsere Planeten entfalten? Um diese Frage zu beantworten machen die Autoren zunächst eine Bestandsaufnahme dessen, was wir im Zuge der Digitalisierung erleben. Dabei gehen sie zum Beispiel auf E-Commerce, Mobilität und Industrie 4.01 ein. Die Verfügbarkeit von Gütern fast aller Art über das Internet, Plattformen wie Fairmondo oder Advocadostore für nachhaltige Mode, Möglichkeiten die Sharing-Economy voran zu treiben und vieles mehr stehen der Intensivierung von Konsum und Rebound-Effekten2 gegenüber – von der Energieintensität der digitalen Infrastruktur ganz zu schweigen3. Auf den Wandel der Arbeitswelt legen die Autoren einen besonderen Schwerpunkt, in dem sie der Digitalisierung unter anderem attestieren zu mehr Ungleichheit zu führen und sozialer Nachhaltigkeit so entgegenzuwirken.

Im zweiten Teil entwickelt das Buch eine Vision einer nachhaltigen digitalen Welt und stellt dafür drei Leitlinien auf: 1) Digitale Suffizienz, 2) Konsequenter Datenschutz und 3) Gemeinwohlorientierung. Eine Digitalisierungspolitik, die sich an diesen drei Leitlinien ausrichtet soll die Chancen der Digitalisierung, die im Buch beschrieben werden, gewinnbringend für den Planeten und die Menschen ausrichten. Damit dies gelingen kann, ermutigt dieses Buch zu Engagement und zu einem Denken über die eigenen Nutzungsgewohnheiten hinaus. Als wichtigen Schritt in diese Richtung sehen die Autoren die Arbeit der Zivilgesellschaft, die Debatten prägen, digitale Bildung vermitteln und eine breite Bewegung bilden soll.

„Smarte Grüne Welt“ schafft es, die zwei „Megathemen“ Digitalisierung und nachhaltigen gesellschaftlichen Wandel sehr verständlich miteinander zu verbinden. Von Leserinnen und Lesern wird wenig Vorwissen verlangt: die Autoren vertiefen z.B. einige Begriffe auch in Textboxen, sodass man ohne Expertenwissen die Zusammenhänge verstehen kann.

Allen, die mehr über die Chancen der Digitalisierung für den Wandel zu einer nachhaltigeren Gesellschaft erfahren möchten sei dieses Buch als Lektüre für die Weihnachtstage und darüber hinaus ans Herz gelegt!


1 Industrie 4.0 bezeichnet die Bestrebung, industrielle Produktion umfassend digital zu Verknüpfen. Durch die Kommunikation von Industrieanlagen, Produkten, Menschen etc. untereinander sollen ganze Produktionsketten optimiert werden.

2 Als Rebound-Effekte werden Situationen beschrieben, in denen Einsparungen (etwa Energie, Geld, Zeit) dazu führen, dass diese anderweitig verwendet werden und deshalb Sparpotentiale nicht ausgeschöpft werden. In manchen Fällen kann dies sogar insgesamt negative Konsequenzen haben, da insgesamt mehr verbraucht wird.

3 Eine Greenpeace Studie aus dem Jahr 2017 rechnet vor, das der Energieverbrauch des Internets, eingeordnet in den Energieverbrauch verschiedener Nationen weltweit auf Platz 6 landen würde. Allein die Google Serverfarmen verbrauchen demnach das Energie-Äquivalent einer 200.000 Einwohner Stadt.