Kuss statt Blumen

 „Die Ware Weihnacht ist nicht die wahre Weihnacht“ (Kurt Marti).

Viele Leute fühlen sich gerade in der Adventszeit getrieben. Getrieben von den Angeboten in Schaufenstern und im Internet, getrieben von Listen mit Geschenkewünschen, getrieben von eigenen Ansprüchen, noch diese oder jene Aufgabe abzuschließen, oder auch Erwartungen, zu backen und zu schmücken, getrieben vielleicht sogar von Weihnachtsfeiern im beruflichen Kontext oder Freundeskreis, die sich zumeist im Monat Dezember knubbeln. Dabei ist die Adventszeit doch im Grunde analog zu der Zeit vor Ostern eine Zeit, in der sich viele Menschen auf das anstehende Fest vorbereiten. Und dies bedeutet nicht nur eine Vorbereitung im materiellen Sinne: Wie die Fastenzeit vor Ostern viele Menschen dazu bewegt, auf Sachen zu verzichten, seien es Süßigkeiten oder Alkohol, und zur Ruhe zu kommen, so trägt auch die Adventszeit diese Grundidee in sich. In der Praxis sieht das häufig ganz anders aus! Was also tun, wenn uns an den verbleibenden Tagen des Advents die Hektik einholt und wir uns nur noch getrieben fühlen? Anhalten!

Und wie ein afrikanisches Sprichwort lautet: „Wenn du nicht mehr weißt, wohin du gehen sollst, halte inne und schau zurück, woher du gekommen bist.“

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Was ist zum Beispiel die eigentliche Motivation, eine andere Person beschenken zu wollen? Doch der Wunsch, dem anderen eine Freude zu machen, eben weil diese Person einem wichtig ist. Eben eine persönliche Zuneigung und Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Sich dem anderen im wahrsten Sinne des Wortes zuzuwenden. Das kann man auf vielfältige Weise tun, wie auch schon in diesem Kalender besprochen: zum Beispiel in der Form von Zeit statt Zeug – Waldluft statt Parfüm, Puppentheater statt Spielzeug, ein Kuss statt Blumen.

Materielles kann kaputtgehen, kann verloren gehen. Beziehungen begleiten uns hoffentlich über lange Zeit, vielleicht sogar ein Leben lang. Dabei werden Gefühle und Erinnerungen zu einem Teil von uns. Was wir eigentlich schenken ist die Aufmerksamkeit, das Interesse, die Zuneigung. Erlauben wir uns, anzuhalten und Platz für sie zu machen.