Am 15. September 2022 organisierten drei Studierende der Universität Münster (Pia Kirschenhof, Jessica Klaube und Till Evers) im Rahmen ihres Studiums ein Student Thinking Lab (auf Deutsch: Studentische Denkwerkstatt) rund um 1,5° Lebensstile. Der Workshop richtete sich an Studierende aller Fachrichtungen an Hochschulen in Münster und im Umland. Informiert wurde zunächst über nachhaltige Lebensstile, woraufhin strukturelle Barrieren und mögliche Bewältigungsstrategien diskutiert wurden, wobei der Fokus stets auf der Studierendenperspektive lag. In diesem Blogbeitrag kommen regelmäßig die drei Organisator*innen zu Wort und reflektieren, wie sie die Vorbereitung erlebt haben und was sie über nachhaltige Lebensstile unter Studierenden lernen konnten.
Der Beitrag ist bereits auf dem Blog des EU-Forschungsprojekts 1.5-Lifestyles erschienen. Er wurde an einzelnen Stellen an das ZIN-Blogformat angepasst.
Was (de)motiviert zu nachhaltigem Leben?
“Die Klimakrise gilt schon seit vielen Jahren als eine der größten globalen Krisen, und trotzdem fehlen bis heute angemessene Gegenmaßnahmen. Obwohl die Dringlichkeit fortwährend von einer großen Zahl von Akteur*innen aus den unterschiedlichsten Disziplinen hervorgehoben wird, bestehen Falschinformation, Informationsmangel und Verschwörungstheorien fort. Wir haben selbst erlebt, dass sich sogar augenscheinlich aufgeklärte Bürger*innen häufig nicht der Dringlichkeit der Klimakrise und der entsprechenden Gegenmaßnahmen auch im eigenen Leben bewusst sind.“
Die drei organisierenden Studierenden beobachten, wie Menschen aus allen Bevölkerungsteilen und sozialen Gruppen klimafreundliche Alternativen im Alltag trotz steigenden Umsetzungsdrucks nicht akzeptieren. Selbst Studierende, so die Organisator*innen, verhielten sich häufig nicht nachhaltig, obwohl sie gemeinhin als umweltbewusster und aktivistischer gelten als die ältere Bevölkerung.
“So wuchs die Idee heran, ein Student Thinking Lab für Studierende aus unterschiedlichen Disziplinen zu organisieren, um das eigene Konsumverhalten zu reflektieren und Alternativen zu entwickeln.“
Ziel des Student Thinking Lab war es, ein besseres Verständnis von den Gründen zu gewinnen, die Studierende dazu motivieren, nachhaltige Lebensstile umsetzen oder auch zu vernachlässigen.
“Während der Planung des Workshop legten wir zunächst den Fokus darauf, wie wir die Studierenden für die Teilnahme begeistern können. Nachdem wir den Flyer erstellt hatten, verschickten wir ihn als Anhang an die E-Mail-Verteiler verschiedener Hochschulgruppen. […] Auf diese Weise wollten wir Studierende aus unterschiedlichen Fachbereichen ansprechen, um eine möglichst heterogene Gruppe zusammenzustellen.“
Wie kann zu nachhaltigem Leben motiviert und befähigt werden?
Die drei Organisator*innen arbeiteten zusammen mit dem Team des EU Projekts 1,5° Lebensstile konzentriert an der Planung einer Veranstaltung, die sowohl informativ als auch motivierend wirken und gleichzeitig Spaß machen sollte. Das Ziel war es, die Studierenden in den Dialog zu bringen und sie zu befähigen, Maßnahmen für das Klima und ihre eigene Zukunft zu ergreifen. […]:
„Neben den inhaltlichen Fragen war es uns wichtig, den Tag möglichst abwechslungsreich für die freiwillig teilnehmenden Studierenden zu gestalten. Vor dem Hintergrund der Klimafreundlichkeit bestellten wir zudem ein veganes Mittagessen und Snacks. Die mehrfach eingeplanten Pausen gaben bei Kaffee und Getränken Zeit für einen ungezwungenen Austausch.“
Die Klima-Puzzles, die von D-Mat und anderen EU 1,5° Lebensstile Partner*innen gemeinsam entwickelt wurden, waren ein spannender, spielerischer Ansatz, um den Studierenden Einblick in die eigene Möglichkeiten für Veränderung zu geben, was wiederum zu einer Diskussion von gesellschaftlichen Strukturen führte.
„Mithilfe des EU 1,5° Lebensstile-Teams an der Uni Münster konnten wir die Workshop-Inhalte um einen Experten-Vortrag von Steffen Hirth ergänzen, der das Konzept und die Ziele des Projekts erklärte. Den Großteil des Tages verbrachten die Studierenden jedoch damit, das eigene Verhalten zu evaluieren und über gesellschaftliche Barrieren und Ermöglicher für individuelle Nachhaltigkeit nachzudenken. Gemeinsam wurden dann alternative gesellschaftliche Handlungsweisen erarbeitet.
Wie können Alternativen zu individuellen und institutionellen Strukturen aussehen?
Die Rückmeldungen nach dem Workshop waren durchweg positiv:
„Sowohl die Teilnehmenden als auch wir als Organisator*innen konnten viele neue und teils überraschende Einblicke in unsere gegenwärtigen und die in der Zukunft notwendigen Lebensstile sammeln. Besonders die Klima-Puzzles zeigten den Teilnehmenden eindrücklich, worauf sie in Zukunft achten können, um nachhaltiger zu leben. Ein Kritikpunkt war jedoch, dass viele der in den Klima-Puzzles enthaltenen Handlungsoptionen nur von geringerer Relevanz im Studierendenalltag sind: So bauten viele der besonders klimafreundlichen Optionen, wie z.B. das Aufgeben des eigenen Autos oder der Einbau einer Wärmepumpe, darauf, dass die Spieler*innen ein Auto oder ein Haus besitzen. Beides ist unter Studierenden nur selten der Fall.”
“In der nachfolgenden Diskussionsrunde, die sich mit den vier Lebensbereichen Ernährung, Freizeit, Mobilität und Wohnen beschäftigte, wurden Ansätze entwickelt, die Studierenden erlauben sollen, in Zukunft nachhaltiger leben zu können. Sowohl individuelle als auch institutionelle Strukturen wurden dabei überprüft und, falls nötig, Alternativen formuliert.“
Beitragsbild:
Ausschnitt des Flyers zur Veranstaltung, © EU 1.5 Lifestyles