Bettina Zeis
Seen und Bäche des Münsterlandes stehen im Fokus von Forschungsprojekten im Rahmen von Abschlussarbeiten der Studierenden aus den Studiengängen Biowissenschaften und Wasserwissenschaften an der Universität Münster. Eine hohe Wasserqualität und ein guter ökologischer Zustand sind Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung der Gewässer, die auch in den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen verankert ist.
Durch den Eintrag von Nährstoffen und höhere Temperaturen in den Sommermonaten wird das Wachstum von Planktonorganismen begünstigt. So kommt es vielfach zu Massenentwicklungen von Algen in stehenden Gewässern. Als Folge des so gesteigerten Nahrungsangebots vermehren sich auch kleine Krebstiere, das Zooplankton, die wiederum Fischen als Nahrungsgrundlage dienen. Die erhöhte Biomasse trägt beim Abbau durch Mikroorganismen zur Sauerstoffzehrung im Gewässer bei. Diese Eutrophierung beeinträchtigt den Lebensraum sowie die Funktionsfähigkeit und Nutzbarkeit der betroffenen Wasserkörper. Besonders eine Massenvermehrung von Algen behindert die Nutzbarkeit zur Trinkwassergewinnung sowie zur Freizeitnutzung, etwa als Badegewässer.
Diese Entwicklung wird anhand verschiedener Seen untersucht. Im Aasee im Herzen von Münster werden in Kooperation mit den städtischen Messungen Untersuchungen durchgeführt, wie sich die Temperatur- und Sauerstoffbedingungen, das Algenwachstum sowie die Dichte und Zusammensetzung des Zooplanktons im saisonalen Verlauf darstellen. Nach dem Fischsterben im August 2018 hat sich die Situation für die Gewässerorganismen wieder deutlich verbessert. Auch die Gräfte im Schlosspark ist Gegenstand mehrjähriger Untersuchungen. Bei einer Sanierungsmaßnahme wurden 2021/2022 durch Schwimmsaugbagger 13.000 t Sediment entfernt. Nun wird erfasst, wie sich physikalisch-chemische und biologische Messgrößen daraufhin verändern. Dabei stehen die Organismen des Makrozoobenthos, also in Sedimentnähe lebende Krebstiere, Muscheln, Schnecken, Insekten und Würmer, im Mittelpunkt der Analysen. Sie können als Zeigerorganismen für den Zustand des Gewässers dienen. Auch am Großen Heiligen Meer nördlich von Ibbenbüren zeigen Untersuchungen die Tagesrhythmik der Planktonorganismen, die sich in den dunklen Phasen an der Wasseroberfläche aufhalten und tagsüber in tiefere Schichten abwandern. Auswertungen von Langzeitdaten, die in der Außenstation des LWL Naturkundemuseums am Heiligen Meer seit den 70er Jahren gewonnen wurden, belegen eine Erhöhung der Maximaltemperaturen als Folge der globalen Erwärmung. Erhöhte Temperaturen wiederum verstärken Eutrophierungsprozesse, deren Auswirkungen auch durch Forschungsprojekte am Ternscher See analysiert werden. Die Betreiber des anliegenden Campingplatzes und des Strandbades sind an einer nachhaltigen Bewirtschaftung des Seeparks und an einem guten ökologische Zustand des Gewässers interessiert. In diesem Gewässer wird die Auswirkung von Rücklösungsprozessen von Phosphat aus dem Sediment deutlich, die bei Sauerstoffmangel im Sediment auftreten und im Ergebnis das Algenwachstum im Wasserkörper fördern. Mit dem Hiltruper See in Münster wird schließlich ein weiteres Gewässer in enger Abstimmung mit städtischen Behörden beprobt, um Maßnahmen gegen die massenhafte Algenvermehrung, deren Erfolg und die Auswirkungen auf andere Gewässerorganismen zu untersuchen.
Alle Arbeiten werden in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Bettina Zeis im Rahmen von Forschungsmodulen sowie Bachelor- oder Masterarbeiten durchgeführt. Neben dem Ziel der praxisnahen Ausbildung von Studierenden können die Ergebnisse zum Verständnis der komplexen Vorgänge in stehenden Gewässern beitragen.
Über die Autorin:
Bettina Zeis ist seit 1998 als Biologin an der Universität Münster tätig. Derzeit vertritt sie die Professur für Tierphysiologie im Institut für Integrative Zellbiologie und Physiologie. Die Forschungsprojekte der Arbeitsgruppe beschäftigen sich mit den Anpassungen von Zooplanktonorganismen an variable Umweltbedingungen auf den Ebenen der biochemischen Prozesse, einzelner Individuen und von Populationen der Tiere in ihrem Lebensraum.