Klimawandel in deutschen Städten Zwischen Zukunftsvision und realer Umsetzung

Nicht nur auf globalen Klimakonferenzen wie kürzlich in Bonn, auch in vielen deutschen Städten beschäftigt man sich mit dem Klimawandel. So zielt zum Beispiel der im November 2017 von der Stadt Münster veröffentlichte „Masterplan 100% Klimaschutz“ darauf ab, bis zum Jahr 2050 95% der Treibhausgasemissionen zu reduzieren, den Energieverbrauch um die Hälfte zu senken, sowie die Energie aus erneuerbaren Energiequellen aus möglichst regionaler Produktion zu beziehen. An der Erarbeitung des Masterplans, insbesondere der Entwicklung der Zukunftsvision eines Münsters im Jahr 2050, waren viele Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und zivilgesellschaftliche Akteure beteiligt.

Als ein ganz zentraler Diskussions- und Angelpunkt stellte sich die Frage heraus, wie sich Raum und Lebenszeit im „Münster 2050“ effizienter und wertvoller nutzen lassen können. Daran schlossen sich viele weitere knifflige Fragen an: etwa wie erneuerbare Energien bei knappem Flächenangebot innerstädtisch erzeugt werden können, oder wie der motorisierte Individualverkehr reduziert und umweltfreundliche Angebote gleichzeitig attraktiver und zielgruppengerechter gestaltet werden können. Von der Vision im „Münster 2050“ nicht mehr im Stau zu stehen oder vergeblich einen Parkplatz suchen zu müssen, träumten viele. Doch bereits heute die Wocheneinkäufe mit einem Lastenfahrrad statt mit dem Auto zu erledigen, das machen selbst in der Fahrradhochburg Münster bisher nur einige.

Eine weitere Vision aus dem Masterplan 2050 sieht vor, das Wohnen und Arbeiten räumlich stärker miteinander zu verschmelzen. Die beobachtbaren Trends einer fortschreitenden Digitalisierung sollen sich dabei radikal und positiv auf die Kommunikation auswirken: so werden im „Münster 2050“ Hologramme eine zeitaufwendige und klimabelastende Reise zu Geschäftspartnerinnen und -partnern unnötig machen. Gleichzeitig aber kann ein solcher Trend, wie schon heute zu beobachten ist, dazu führen, dass der Wohn- und Arbeitsalltag im Jahr 2050 von einer Vielzahl von Geräten und Applikationen abhängig ist, die sich selbst nicht klimafreundlich herstellen oder nutzen lassen.

Es ließen sich viele weitere Beispiele am Fall „Münster 2050“ aufzeigen, die deutlich machen, wie widersprüchlich und komplex ein solches Transformationsprojekt ist. Entmutigen sollte uns dies jedoch nicht. Es ist wichtig, in Münster wie auch in den vielen anderen Städten, in denen aktuell über mögliche und notwendige Beiträge zur Klimapolitik nachgedacht wird, über derlei Fragen, Wunsch- und Wertvorstellungen zu diskutieren und zu streiten. Auf diese Weise können wir unsere Gegenwart und Zukunft zusammen gestalten und uns ein Umfeld schaffen, in dem wir gerne und gut leben können.

 

Zum Weiterlesen:

Masterplan 100% Klimaschutz Münster: http://www.stadt-muenster.de/klima/klimaschutz-2050.html

 

 

1 Kommentar

[…] „Gute Interessenvertretung, schlechtes Lobbying? Über die ausufernde Einflussnahme mächtiger Akteure“ (21. Februar 2018) & „Klimawandel in deutschen Städten – zwischen Zukunftsvision und realer Umsetzung“ (30. Januar 2018), Beiträge für den Blog „Nach(haltig)gedacht“ des ZIN (http://nach-haltig-gedacht.de/2018/02/21/gute-interessenvertretung-schlechtes-lobbying-ueber-die-ausufernde-einflussnahme-maechtiger-akteure/, http://nach-haltig-gedacht.de/2018/01/30/klimawandel-in-deutschen-staedten-zwischen-zukunftsvision-u&#8230😉 […]