Erik Tolen
„Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“ – Dies verkörpert eines der 17 Sustainable Development Goals (Ziele für nachhaltige Entwicklung) der Vereinten Nationen, wie sie in der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung dargelegt sind. Dieses Ziel zielt darauf ab, „friedliche und integrative Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung zu fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz zu verschaffen und effektive, rechenschaftspflichtige und integrative Institutionen auf allen Ebenen aufzubauen“ (United Nations o.J.).
Wie würde dieses Ziel für nachhaltigen Frieden für die*den Einzelne*n in ihrem*seinem persönlichen Umfeld aussehen? Wie könnten wir dieses Ziel in unserer akademischen Arbeit und in unseren persönlichen Interaktionen und Diskussionen fördern und unterstützen? Wie können wir Strategien für nachhaltigen Frieden auf lokaler und kommunaler Ebene umsetzen? Als eine Stadt, die für Frieden und Diplomatie steht, stimmen die UN-Nachhaltigkeitsziele mit den Kernwerten von Münster und ihren Bürger*innen überein. Sie ist ein Synonym für Frieden, und so wie in der Vergangenheit strebt die Stadt auch in der Zukunft nach Frieden.
Frieden in Münster: Aufbauend auf einer bewegten Geschichte
Die Stadt spielte eine wichtige Rolle bei der Unterzeichnung des Westfälischen Friedens von 1648, als Münster eine der neutralen Städte wurde, in denen die Vertreter*innen der am Dreißig- und Achtzigjährigen Krieg beteiligten Parteien zu Verhandlungen zusammenkamen, um die Zeit des brutalen Konflikts, in die ganz Europa verwickelt war, zu beenden. Der Westfälische Friede, der in den Rathäusern von Münster und dem benachbarten Osnabrück unterzeichnet wurde, beendete die Konflikte und wird oft als offizieller Beginn des Völkerrechts angesehen. In diesen Friedensverhandlungen wurde erstmals das Prinzip der staatlichen Souveränität durchgesetzt, und auch mehr als 350 Jahre später ist die Bedeutung der Vertragsunterzeichnung im Münsteraner Rathaus ein zentraler Bestandteil der Identität der Stadt. In der Stadt und der umliegenden Region gibt es viele Orte, die eine wichtige historische Verbindung zu Zeiten des Konflikts haben, die auf die fortschreitende Reformation, den Ersten Weltkrieg, den Zweiten Weltkrieg und den Kalten Krieg zurückgehen. Die Stadt Münster, die noch heute als Stadt des Westfälischen Friedens bekannt ist, hat sich bei der Schaffung einer modernen Identität auf die Bedeutung dieses historischen Vertrags und den diplomatischen Präzedenzfall, den er geschaffen hat, konzentriert, wobei das offiziell anerkannte Motto der Stadt „Frieden durch Dialog“ (Stadt Münster o.J.) lautet.
Diese friedensorientierte und diplomatische Denkweise sowie die Würdigung der Geschichte und der Bedeutung der Friedensförderung in der Stadt spiegelt ein Projekt der Universität Münster mit dem Namen Münster International Peace Research Initiative (mipri) wider. mipri ist ein Projekt des WWU Welcome Centre, einer Abteilung des International Office der Universität, und ist einer von vielen spannenden Forschungsansätzen, die die internationale Sichtbarkeit der universität Münster erhöhen und fördern sollen.
Das Projekt wird derzeit von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert, findet aber auch weltweit Unterstützung durch hochkarätige Forschungskooperationen mit internationalen Partnern: Das PRIO (Peace Research Institute Oslo), die University of California Berkeley, die University of São Paulo und die University of Hiroshima sind bereit, die Friedens- und Konfliktforschung an der Universität Münster zu unterstützen und auszutauschen. Aufbauend auf der Geschichte und den friedensfördernden Zielen der Stadt, bringt mipri eine einzigartige Kombination aus wissenschaftlicher Friedens- und Konfliktforschung, gemeinnütziger Arbeit und Wissensaustausch zusammen, um Münster und die Universität Münster als exzellenten intellektuellen und geografischen Standort für die Entwicklung nachhaltiger und interdisziplinärer Lösungen im Bereich Frieden und Konflikt zu positionieren.
Die 3 Säulen von MIPRI:
Das Projekt verfolgt zur Erreichung dieses Ziels einen dreiteiligen Ansatz, wobei die erste Säule der Münsteraner Friedensforschungspreis ist. Dieser Preis, der sich derzeit in der ersten Runde befindet, wird an exzellente internationale Nachwuchswissenschaftler für ihre friedens- und konfliktbezogenen Forschungsvorhaben verliehen. Die Preisträger sollen das Preisgeld nutzen, um ihre Forschungsideen gemeinsam mit einem WWU-Professor zu verwirklichen, der die Preisträger bei ihren Bemühungen unterstützen kann. Derzeit betreiben vier mipri-Preisträgerinnen Friedens- und Konfliktforschung: Alyssa Bernstein, PhD, JD; Angela Chesler; Magdalena Viktoria Kuyterink; und Saira Bano Orakzai, PhD. Ihre verschiedenen interdisziplinären Projekte befassen sich u. a. mit Sanktionen, Naturkatastrophen, Kriegsgefangenen und Philosophien der Gewaltlosigkeit. (Mehr über diese spannenden Forschungsvorschläge finden Sie auf der Website des Projekts).
Damit sind wir bei der zweiten Säule von mipri: dem peaceHUB. Dabei handelt es sich um eine interaktive digitale Austauschplattform, auf der Informationen über die Friedens- und Konfliktforschung an der Universität Münster, aber auch an anderen Partnerinstitutionen gesammelt und ausgetauscht werden können. Durch die Vermittlung von Informationen über die Universität Münster, das Teilen von Forschungsthemen und -ergebnissen der Preisträger*innen und das Hervorheben der internationalen Aspekte des Projekts (mipri hat mehrere renommierte Partner auf der ganzen Welt), möchte der peaceHUB die lokale und internationale wissenschaftliche Gemeinschaft, die Friedens- und Konfliktforschung in verschiedenen, interdisziplinären Abteilungen betreibt, mit der breiten Öffentlichkeit verbinden und so Gespräche und Austausch zu diesem Thema fördern und allen Interessierten zugängliche Informationen zur Verfügung stellen. Mitglieder der Gemeinschaft oder wissenschaftliche Kolleg*innen haben die Möglichkeit, Fragen zu stellen, zur Diskussion beizutragen und sich über die Friedens- und Konfliktforschung an der Universität und in der Stadt Münster zu informieren.
Durch die Förderung dieses Wissensaustauschs zwischen Wissenschaftler*innen und der Bevölkerung erreichen wir die dritte und letzte Säule von mipri – die Öffentlichkeitsarbeit! Die Kernkomponenten von mipri lauten: erinnern, inspirieren, aufrechterhalten – und die Öffentlichkeitsarbeit und der Wissenstransfer, der stattfindet, tragen dazu bei, dieses Ziel zu erreichen. Dies geschieht vor allem durch den mipri-Podcast mit dem Titel One Peace at a Time. Die ersten Episoden stellen mipri vor, erklären, wie es entstanden ist, und zeigen die bedeutenden Verbindungen zwischen Münster, der Universität und den internationalen Partnern auf. Später folgen spannende Einzelinterviews mit den Preisträgerinnen, die über den aktuellen Stand ihrer Forschungsprojekte berichten. Schließlich wird am 20. Oktober, wenn die Universität Münster ihren Tag der Nachhaltigkeit veranstaltet, ein Live-Podcast ausgestrahlt. Fragen aus der Community, die über den peaceHUB eingereicht werden können, werden von einer Expert*innenrunde, bestehend aus den Preisträgerinnen, den Moderator*innen und einigen unserer internationalen Partner*innen, beantwortet.
Die Erforschung friedens- und konfliktbezogener Fragen und der Austausch von Fragen, Wissen und Dialog werden auf lokaler Ebene helfen, Strategien für eine friedliche und nachhaltige Entwicklung des Lebens zu entwickeln. Indem die Stadt und die Universität Münster Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Friedens- und Konfliktforschung unterstützen und ihre Arbeit für interessierte Bürgerinnen und Bürger sichtbar und zugänglich machen, tragen sie dazu bei, eine friedliche, nachhaltige und gerechte Entwicklung zu fördern und diese Ziele bei der Umsetzung positiver Veränderungen in den Vordergrund zu rücken.
Über den Autor:
Dr. Erik Tolen arbeitet als Projektleiter für das Welcome Center des International Office der Universität Münster im DFG geförderten Projekt „Münster International Peace Research Initiative“ (mipri) und ist Mitglied im Zentrum für Interdiszipinäre Nachhaltigkeitsforschung (ZIN) der Universität Münster.
Quellen:
- mipri (o.J.): PeaceHUB. Abrufbar unter: https://www.peacehub.de/en/
- One Peace at a Time – the mipri Podcast (o.J.): Get your questions answered. Abrufbar unter: https://www.peacehub.de/en/podcast/submit-your-questions/
- Stadt Münster (o.J.): City of Peace. Abrufbar unter: https://www.stadt-muenster.de/english/ten-times-muenster-in-brief/city-of-peace
- United Nations (o.J.): History. Abrufbar unter: https://sdgs.un.org/goals#history
Beitragsbild:
Kombination aus dem mipri-Logo (© mipri, WWU Münster) und einem Foto vom Schloss Münster (pixabay-Lizenz).
Anmerkung:
Der Artikel wurde für den Blog im Original auf Englisch verfasst und von der Redaktion ins Deutsche übersetzt.